Eine kurze Geschichte der Stiftung
Die Wurzeln der Familie Alemann verschwinden in der Tat im Dunkel der Geschichte. Strittig sind Herkunft Beginn im 13. Jahrhundert. Unstrittig ist aber ihr Wirken im Rat der Alten Stadt Magdeburg. Doch wir wissen über die folgenden drei Jahrhunderte wenig. Das Archiv der Familie ging zweimal verloren, 1631 und 1945. Wir wissen nur das, was von Familienhistorikern um die Jahrhundertwende auf Basis der damals noch vorhandenen Dokumente aufgeschrieben wurde.
Wir wissen aber, dass die Geschichte unserer Stiftung sehr wechselvoll und wenig spektakulär war. 1506 stiftete der Bürgermeisters Heinrich Alemann (1425-1506) der Johanniskirche ein Messstipendium. 1547 wurde das Kircheneigentum säkularisiert, die Familie wandelte das Messstipendium um in ein Studienstipendium für die Söhne von Männern und von Frauen, die mit dem Namen Alemann geboren wurden. 1631 zerstörten Tillys Truppen die Stadt; alle Lehnsakten verbrannten im Haus von Dr. Jakob Alemann in der Weinfassstraße. Es war danach schwer, ohne die Lehnsbriefe die Lehns- und Zinsverpflichtungen zu reaktivieren. Alles musste (in Kriegszeiten!) neu beschafft und beantragt werden. Die Familie suchte daher Hilfe bei dem Bürgermeister Otto von Guericke, dem Einflussreichsten unter den engen Verwandten.
Mit einer Generalvollmacht aus dem Jahr 1644 (erneuert 1668) rekonstruierte Otto von Guericke zusammen mit wenigen in der Stadt verbliebenen Alemännern das Familienvermögen. Otto von Guericke forderte für seine Arbeit natürlich eine Entschädigung. Ihm wurden Grundstücke als Pfand übergeben, die dann später nicht mehr ausgelöst werden konnten. So gab es in der Familie und insbesondere auch mit Guerickes Enkel Lebrecht, Regierungsrat in Magdeburg, viel Streit und manch unschönen Prozess.
Zu den Streitobjekten gehörte auch die Stiftung. Weil Ottos von Guerickes erste Frau eine Alemann war, war deren Sohn Otto (1628-1704) einer der Stipendiaten der Stiftung. Das wird wohl irgendwann zwischen 1644-1650 gewesen sein. Es lag daher für die Guerickes nahe, sich im Rahmen der Generalvollmacht auch um diese Stiftung zu kümmern. Das führte schließlich dazu, dass die Familie Alemann erst wieder über die Stiftung verfügen konnte, als die Familie Guericke im Mannesstamm ausstarb. Man behandelte das Stiftungslehen damals wohl einfach als einen Teil des Gesamtlehens. Denn insgesamt gab es noch soviel Lehnseigentum „zur gesamten Hand“, dass – bei allem Streit – das Seniorat, also die Verwaltung des Gesamtlehns durch den Familienältesten weiter fortbestand, dass zudem über die Anmeldung und Einforderung von Ansprüchen ein gewisser Zusammenhalt aufrechterhalten blieb – auch in einer Familie, die über die gesamten deutschen Lande und das ganze Habsburger Reich verstreut hatte.
Wie das Ziering´sche war das Alemannstipendium im 18/19. Jahrhundert eines von jenen privaten Stipendien, deren für eine Weile Verwaltung die Stadt übernahm. Doch das Stipendium führte eher ein Schattendasein. 1879 wurde es Teil jener Lehnstiftung, die nach der Auflösung der alten Lehnverbände die Verwaltung des Eigentums übernahm. Trotz der Umwandlung in Privateigentum sollte so die Konstruktion des Seniorats in neuer Form fortgeführt werden. Es war sogar geplant, dass nach und nach das gesamte Familienvermögen in die alte Stiftung von 1547 übergehen sollte, was den Erben des Stiftungsgründers aber nicht sonderlich gefiel. Die Inflation nach dem ersten Weltkrieg hatte ja das Barvermögen vernichtet. Die Erben – die Söhne von Hans Dorus befassten sich lieber mit der Auszahlung der österreichischen Linie und dem Verkauf der Grundstücke, um Kapital für ihre eigenen Pläne zu erwirtschaften, so dass schließlich nur noch jene zwei Grundstücke übrig blieben, die nach dem Ende der DDR 1999 zur Neugründung der Stiftung führten.